"Kinder lernen am besten, wenn sie den Lernstoff selbst bestimmen können. Als geborene Entdecker geniessen sie es, ihre Neugier zu leben."

Gerald Hüther

 

Wer die Erlebnis.Schule besucht, kann Kinder beim freien Spielen, beim Lesen, beim Tagebuch- und Geschichtenschreiben, beim Rechnen, Kochen und Backen, bei der Gartenarbeit, beim Bauen, Experimentieren, textilen und technischen Gestalten, Malen, Musizieren, Singen, Theaterspielen, Tanzen, Bewegen, Austoben, bei der Pflege und Erkundung von Tieren und Pflanzen, beim Unordnungstiften oder Ordnungschaffen, und dergleichen mehr antreffen.

Ist das Schulhaus jedoch leer, sind die Kinder auf einem Ausflug, beispielsweise am Turnen in der Halle, beim Schnitzen und Bräteln im Wald oder im Indianerzelt, auf der Alp beim Käsen, beim Auseinandermontieren eines Motors in einer Werkstatt, beim Stauen oder Angeln im Bachbett oder beim Besuch im Museum.

Exkursionen und Ausflüge, um Neues zu Entdecken und Gelerntes zu vertiefen, haben in der Erlebnis.Schule einen grossen Stellenwert.

Mit den nachfolgend beschriebenen Lernformen lassen sich der entwicklungsorientierte und der fachorientierte Zugang miteinander verbinden.

Freies Spiel

Das freie Spiel hat in der Erlebnis.Schule als Lernform eine wichtige Bedeutung. Kinder, die spielend lernen, lernen das Leben kennen: ihre Gefühle und Empfindungen, ihren Körper, ihren Geist, ihre Umgebung und ihre Mitmenschen.

Das Spielen ist diejenige Aneignungsform, die die Kinder mitbringen und mit deren Hilfe sie schon vor Eintritt ins Schulalter viele wichtige Dinge gelernt haben. Spielen wird in der Erlebnis.Schule als wichtiger und selbständiger Lernprozess der Kinder begriffen.

Aus dem freien Spiel heraus kann das Bedürfnis entstehen, ein Thema genauer zu erforschen und sich eine neue Fertigkeit anzueignen. Es entstehen Impulse für Projekte, Kurse oder die individuelle Arbeit mit Lernmaterialien.

Selbstständige Beschäftigung mit verschiedenen Lernmaterialien

Die Erlebnis.Schule ist ein Lernort, welcher die Strukturen schafft, die den Lernprozess jedes einzelnen Kindes möglichst ideal unterstützt. Ein zentrales Element dieser Strukturen ist die sogenannte "Bildothek". Mehrere Räumlichkeiten des Schulhauses sind themenorientiert mit vielseitigen und anschaulichen Lernmaterialien zum Entdecken und im wahrsten Sinne des Wortes zum „Begreifen“ eingerichtet (z.B. Musikecke, Malatelier, Werkstatt, Forscherecke, Leseecke, Spielzimmer, Küche).

Projektarbeit

Die Projektarbeit ist eine Form des Lernens, bei der ein Thema komplex, das heisst von möglichst vielen Seiten her bearbeitet wird. Projekte sind von den Kindern gemeinsam entwickelte Vorhaben. Sie entstehen aus Impulsen der Umgebung, der Schule, dem Zuhause, aus dem freien Spiel oder aus Ausflügen, aus all dem, was den Kindern begegnet. Zu einem Projekt gehören die gemeinsame Vorbereitung, die Realisierung sowie die Auswertung. Dabei bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für soziales Lernen: Entscheidungen treffen, diskutieren, Tätigkeiten aufeinander abstimmen, Lösungen suchen und erproben, scheitern und Erfolge feiern, Erfahrungen im gemeinsamen Tun sammeln. Ein Projekt kann Kinder verschiedenen Alters mit unterschiedlichen Interessen, Fähigkeiten und Neigungen sozial verbinden. Projektarbeit heisst auch: Zusammenhänge erkennen, bereits erworbenes Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten anwenden, gemeinsam an einer selbstgestellten Aufgabe arbeiten, dabei erfahren, wo Lücken im Wissen und Können auftreten, die die Lösung des Problems verhindern. Da die Projekte aus den Interessen und Bedürfnissen der Kinder entstehen, ist deren Motivation entsprechend gross, diese Lücken zu schliessen.

Fachbereiche

Fachbereiche sind themenorientierte, regelmässig wiederkehrende Einheiten, in denen an festgelegten Themen gearbeitet und geübt wird. Beispielsweise das Lernen der Kulturtechniken, das Lernen von Fremdsprachen oder Aktivitäten wie Schwimmen, Blockflöte bauen und spielen lernen. Die Lerneinheiten werden von Lernbegleitenden oder aussenstehenden Fachpersonen angeboten.

Erlebnispädagogik

Aufbauende Erlebnisse und Stärkung der Klassengemeinschaft, Bestätigung durch das Erreichen von Zielen oder gemeinsames Ausbrechen aus dem Alltag sind wichtige Aspekte der Erlebnispädagogik. Deren Werte wurden schon im letzten Jahrhundert erkannt und erhalten heute in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Problemen (Bewegungsdefizite, fehlende Spielkameraden, Reizüberflutung, Medienkonsum usw.) vermehrt Gewicht.

An der Erlebnis.Schule finden regelmässige erlebnispädagogische Anlässe und Arbeiten statt.

Methodische Kompetenzen

Erarbeitetes Wissen darf nach Wunsch der Lernenden der Gruppe präsentiert werden. Dies ermöglicht den anderen Kindern Einblicke in neue Themenfelder und motiviert, selber ein Projekt zu erarbeiten. Zudem wertschätzen wir damit die intensive Auseinandersetzung und das neu erworbene Wissen zu einem bestimmten Thema. Für die Lernenden bietet dies die Möglichkeit, sich stetig im Vortragen und Präsentieren vor einer Gruppe zu üben.

Rituale

Rituale sind in der Erlebnis.Schule selbstverständliche Elemente des Schulalltags. Sie erleichtern den Spracherwerb, das Lernen und die Konzentration, fördern die Selbständigkeit, geben Halt, Struktur, Geborgenheit und Sicherheit. Sie schaffen Orientierung im Tages- und  Wochenablauf sowie im Jahreskreis. Rituale sehen wir als ideale Herangehensweise zum entwicklungsorientierten Zugang der zeitlichen Orientierung.

Praktika

Ab dem 10. Lebensjahr steht den Lernenden das Angebot offen, Praktika verschieden langer Dauer in unterschiedlichsten Berufszweigen zu absolvieren.